Lebensmittel in der Tonne – muss das sein?

Die Entsorgung von großen Mengen an Speiseabfällen gehört für Nehlsen zum Tagesgeschäft. Denn auch wenn man es kaum glauben mag, wird ein Großteil aller Lebensmittel, die auf dem deutschen Markt im Umlauf sind, fast direkt für die Tonne produziert. In Deutschland landen an die 12 Millionen Tonnen Essen jedes Jahr im Müll. Statistiken zufolge werfen wir im Durchschnitt ungefähr 75kg Lebensmittel pro Person jährlich weg (Verbraucherzentrale, 2021). Leider ist das nicht nur schade um die ungenutzten Lebensmittel, sondern auch eine große Belastung für Mensch und Umwelt. Denn für die Menge der weggeworfenen Nahrung werden knapp 30 Prozent der weltweiten Anbauflächen sinnlos genutzt. Gleichzeitig befinden sich ebendiese Anbauflächen oft im Ausland, von wo aus Deutschland die hier weggeworfenen Lebensmittel erst importieren muss. Die Menschen in den Anbauregionen leiden währenddessen häufig noch unter Hunger, wegen der nicht verfügbaren Ackerflächen.

Doch warum landet so viel Essen im Müll?

Das Mindesthaltbarkeitsdatum

Viele der weggeworfenen Lebensmittel sind eigentlich noch genießbar, werden aber aufgrund des überschrittenen Mindesthaltbarkeitsdatums, ohne sie vorab zu prüfen, entsorgt. Was Vielen nicht bewusst ist: Das Mindesthaltbarkeit ist nicht dazu gedacht, den Ablauf des Produkts zu kennzeichnen. Es stellt lediglich eine Garantie des Herstellers dar, dass das Produkt bis zu diesem Zeitpunkt alle seine Eigenschaften beibehalten wird. Dazu gehören unter anderem der Geruch, der Geschmack und die Nährwerte.

Um Lebensmittel auf deren Genießbarkeit zu prüfen, kann man ganz einfach seine Sinne einsetzen. Sieht das Lebensmittel von außen noch normal aus und hat keinen speziellen Geruch, probiert man ein wenig. Ist das Produkt nicht mehr gut, merkt man das ziemlich schnell. Da unsere Sinne uns in diesem Fall selten täuschen, kann man das Produkt nach diesem Test normalerweise bedenkenlos verzehren.  

Nicht zu verwechseln ist das MHD jedoch mit dem Verbrauchsdatum. Dieses kennzeichnet nur wenige, meist tierische Produkte. Nach Ablauf des Verbrauchsdatums ist ein wenig mehr Vorsicht geboten, weil sich häufig Keime bilden, die dann tatsächlich schädlich sein können. An dieser Stelle ist es dem Handel auch verboten, das Produktes nach Ablauf dieses Datums weiter zu verkaufen.

Ein weiterer Grund für die großen Lebensmittelabfallmengen sind die hohen Ansprüche der Käufer:innen. Da Viele mit der Haltung in den Supermarkt gehen, dass alle Lebensmittel auf der Einkaufsliste dort vorhanden sein müssen, gibt es eine Lebensmittelüberproduktion. Die Lebensmittelhändler:innen haben im Normalfall mehr Lebensmittel als benötigt vor Ort, um eine dauerhafte Verfügbarkeit der Lebensmittel gewährleisten zu können.

 Hinzu kommt, dass Gemüse und Obst, die optisch nicht den Anforderungen der meisten Käufer:innen entsprechen, häufig ungeerntet auf den Feldern verbleiben. Genauso verfahren viele Landwirt:innen, wenn die Marktpreise so niedrig sind, dass sich der Aufwand finanziell nicht für sie lohnt. Dort entstehen also schon die ersten Lebensmittelabfälle, lang bevor die Lebensmittel überhaupt den Weg in die Haushalte gefunden haben.

Was also kannst Du tun, um dazu beizutragen, dass zukünftig weniger Produkte in der Tonne landen?

Wie oben beschrieben, kann man häufig die Produkte noch nach Überschreitung des MHDs weiter verzehren, wenn man sich die Zeit nimmt, sie vorab zu testen. Zudem kann man sich im Internet schlaumachen, wie lange Produkte im Normalfall noch nach Ablauf des MHDs haltbar sind. Die Tafel hat hierfür beispielsweise sehr eingängige Schaubilder und viele weitere Informationen bezüglich des MHD. Dieses Wissen gibt einem vielleicht noch etwas mehr Sicherheit und ein besseres Gefühl beim Verzehr.

Bestenfalls kauft man jedoch gar nicht erst über den eigenen Bedarf hinaus ein, sodass die Lebensmittel nicht im eigenen Kühlschrank das MHD überschreiten oder gar verkommen. Dabei helfen zum Beispiel realistische Einkaufslisten, die bereits auf ein paar geplante Gerichte ausgelegt sind.

Übrig gebliebene Lebensmittel vom foodsharing

Möchte man noch einen Schritt weitergehen und Lebensmittelabfälle nicht nur selbst vermeiden, sondern auch die übrig gebliebene Nahrung von anderen vor der Tonne verschonen, gibt es auch dafür Möglichkeiten. Immer mehr Initiativen setzen sich für die Verringerung der Lebensmittelabfälle in Deutschland ein. Beispiele dafür sind die Tafel, foodsharing oder Too Good To Go. Durch den Weitervertrieb von Lebensmitteln, die nicht mehr verkauft werden können und womöglich schon auf dem Weg in die Tonne wären, können große Mengen an Abfällen vermieden werden.

Reste von 80kg Spargel, die verschenkt und aufgeteilt wurden, weil sie sonst im Müll gelandet wären

Davon profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch der Geldbeutel, weil die übriggebliebenen Lebensmittel dann für gewöhnlich um einiges günstiger sind und trotzdem noch genau so gut schmecken. Außerdem kann die Verwertung ebendieser Lebensmittel auch Platz für neue Inspirationen in der Küche bieten, weil man auf einmal Lebensmittel Zuhause hat, die man selbst vielleicht nicht in den Einkaufswagen gelegt hätte.

Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und könnt vielleicht ein paar Informationen und Inspirationen für die Zukunft mitnehmen!

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