Jobinterview mit Nicolai Gerdts – Ausbilder für Berufskraftfahrer

Hallo alle zusammen, ich habe ein Interview mit unserem Ausbilder für Berufskraftfahrer, Nicolai Gerdts von der Pro-Log, geführt. Empfangen hat er mich in seinem Büro am Oken. Dort haben wir uns gemütlich bei einem Kaffee über seine Tätigkeit und die dazugehörigen Aufgaben als Ausbilder unterhalten können.

Was ein BKF wissen muss

Nachhilfe für die BKFs

Nico, du bietest den Berufskraftfahrer-Azubis mittwochs Nachhilfe an, ist das auf einer freiwilligen Basis oder schulnotenbedingt gebunden?

Nein, die Nachhilfe ist keinesfalls von den Schulnoten abhängig. Natürlich appelliere ich gerade an die mit den schlechteren Noten, aber im Grunde ist die Nachhilfe sowohl für mich als auch für die Azubis auf einer freiwilligen Ebene.

Von wem und aus welchem Grund wurde die Nachhilfe ins Leben gerufen?

Die Nachhilfe wurde vor knapp einem halben Jahr durch die häufiger aufkommenden schulischen Probleme eingeleitet. Ich erklärte mich freiwillig als Funktion des Nachhilfelehrers für die Jungs und Mädchen.

Was sind dabei deine allgemeinen Aufgaben während der Nachhilfe?

Ich konzentriere mich darauf, die Azubis fit für die Ausbildung zu machen und unterstützend einzuwirken. Da einige mit einer LRS-Schwäche und einer längeren Pause zwischen Schule und Ausbildung in den Berufsausbildungszweig starten, benötigen sie meist etwas mehr Hilfe und Zeit. Dies liegt oftmals daran, dass die Azubis meist bis zu vier Jahre Leerlauf zwischen der Schule und einer Ausbildung haben.

Ich suche zum Üben Prüfungen aus dem Internet und gehe sie mit den Azubis durch. Aber auch auf das gemeinsame Erarbeiten zwischen ihnen baute ich sehr auf. Denn ab und an ist es verständlicher wenn sie sich die Themen untereinander erklären, zudem übt es gleichzeitig ja auch noch.

Nico, es gibt soweit ich weiß auch Nachhilfeunterricht am Samstag.

Genau, jeden zweiten Samstag im Monat findet hier am Oken die Samstagsnachhilfe statt. Auch das ist wieder für alle Beteiligten freiwillig. Diesen Termin habe ich alleine in Angriff genommen, um meinen Azubis mehr Möglichkeiten des Lernens außerhalb des regen Betriebes zu ermöglichen. Am Anfang beginnen wir um 8 Uhr mit einem gemütlichen Frühstück und arbeiten bis 13 Uhr an den anliegenden Aufgaben.

Der Azubi-LKW

Fallen Kosten für das Unternehemen an?

Ja, für die Pro Log fallen die gesamten Kosten an, wie zum Beispiel Reparaturen am Wagen. Zum Glück musste der Wagen noch nicht ersetzt werden. Um auf dem bestmöglichen technischen Stand zu sein, habe ich mir bereits Gedanken gemacht und mich bei einem Autohändler über einen neuen LKW erkundigt, dessen Technik fortschrittlicher ist. Mit einem neuen Fahrzeug würden die Azubis mit der Technik gehen und nicht „hinterherhängen”. Zudem wird der Azubi-LKW auch im laufenden Betrieb genutzt und hätte so noch einen Vorteil in der Firma.

Ab wann dürfen die Azubis mit dem Führerschein starten?

Direkt nach der Probezeit dürfen sie ihren Führerschein angehen.

Was ist der genaue Unterschied zwischen dem BKF-Treffen (Stammtisch) und dem BKF-Ausbildertreffen?

An dem Stammtisch nehmen die Auszubildenden, Disponenten, Ausbilder der Betriebsstätten und ein Betriebsratsmitglied teil. Diese Sitzung ist für Anmerkungen der Azubis gegenüber den Vorgesetzen angedacht. Natürlich sollen sie dann auch gleichzeitig über die momentane Situation in der Schule und im Betrieb reden.

Das Ausbildertreffen ist nun seit einem Jahr bestehend. Ausbilder und Disponenten treffen sich in einer Runde. Hier können die Vorgesetzten sich nun über das Verhalten der Azubis austauschen und ggf. Mängel oder Lob ansprechen. Zudem wird bei dem Treffen geschaut, welche Aufgaben und Bedürfnisse die jeweiligen Betriebsstätten gerade haben und wen man dort einsetzen kann. Hauptsächlich wird hierbei stark darauf geachtet, beziehungsweise darauf bestanden, dass der Auszubildende einen B-Schein hat/haben sollte.

Tägliche Aufgaben als Ausbilder

Was sind denn nun eigentlich deine täglichen Aufgaben im Beruf als Ausbilder und gegenüber den Auszubildenden?

Ich habe knapp 20 Stunden neben meiner normalen Tätigkeit für die Azubis Zeit. Dieser Spagat zwischen Betreuung und stets laufendem Betrieb ist eine hohe Auslastung. Doch durch berufliche Erfahrungen und dem erlernten Beruf zum Kraftfahrzeugmechatroniker mit dem Schwerpunkt Nutzfahrzeugtechnik, steht mir einiges zur Verfügung, was ich den Auszubildenden zu Nutze machen kann.

Meine Aufgaben gegenüber den Auszubildenden… Meist muss ich sie mit lockeren Sprüchen auf den Boden der Tatsachen holen. Wenn beim Lernen gestreikt wird oder die Begriffsstutzigkeit, wie sie jeder Mal kennt, einsetzt. Zudem sehe ich meine Auszubildenden eben nicht nur als solche, sondern vermittle ihnen bewusst, dass sie wie fest Angestellte angesehen werden und die dazugehörige Wichtigkeit ihrer Person im Unternehmen.

Es gibt immer Pros und Contras. Welche siehst du bei dir als Ausbilder?

Mir ist wichtig, dass meine Azubis sehr gut gefördert werden. Dadurch investiere ich als Ausbilder Arbeit und Zeit. Ich setze mich ein, dass genau das noch mehr wertgeschätzt wird. Verbesserungen gibt es also natürlich, die zu machen sind. So werden die Azubis optimal gefördert und begleitet.

Spaß als Ausbilder macht mir, dass ich durch schon gemachte Erfahrungen weiß, dass jeder sich mit einem gewissen Umfeld in die richtige Richtung entwickeln kann. Und diese Entwicklung und Hilfestellung liegt mir am Herzen. Ich sehe daher in jedem eine Chance, die ergriffen werden sollte. Aus diesem Grund sehe ich meine Tätigkeit im Unternehmen nicht als einen Job, sondern mehr als einen Beruf. Zudem fühle ich mich als ehemaliger Berufskraftfahrer in meiner Pflicht, die Vorurteile aus diesem Berufszweig zu nehmen und den Berufskraftfahrern deutlich mehr Wertschätzung für ihre Tätigkeit und den geleisteten Einsatz zu erweisen. Außerdem möchte ich ihnen die Wichtigkeit ihres Berufs aufzeigen und bewusst machen, wie viel Wissen zu den zu leistenden Aufgaben gehört.

Ich bedanke mich herzlich bei Nicolai Gerdts, der sich die Zeit für dieses lange Interview genommen hat! Auch mir hat es eine große Freude bereitet, sich mit einem solch engagierten und aufgeschlossenen Ausbilder zu unterhalten! 

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